Hallo Nikita,
vorweg mal... es ist doch so, dass fast jeder bei Worten, die mit den Begriffen "Psycho" und "Psyche" irgendwie zu tun haben, zurückschreckt bzw. ablehnt. Manche machen sich sogar darüber lustig... aber ist denen die wahre Bedeutung überhaupt bewusst? Wohl nicht!
Eine Depression ist doch keine Krankheit, die man sich wie einen Schnupfen bei Anderen holt und mit den geigneten Mittelchen selbst wieder wegkurieren kann. Das ist die Folge eines Seelenzustandes, der durch irgendwas hervorgerufen wurde. Selbst vorübergehende Kurz-Depressionen können durch gleiche wiederkehrende Ursachen, aber auch durch wechselnde Ursachen auftreten.
Wichtig ist, die Ursachen herauszufinden, damit gezielt etwas unternommen werden kann.
Auch wenn Du das jetzt nicht wahrhaben willst...
Du selbst bist bereits der erste Therapeut für Deinen Freund!
Worüber kannst Du mit ihm reden? Erzählt er von seinen Sorgen, seinem Kummer, seinen Problemen? Wenn ja... wie offen ist er dabei zu Dir?
Je stärker Euer Vertrauen zueinander ist, desto leichter wird es ihm fallen... und desto leichter kommst Du an ihn ran.
Versuche nicht gewaltsam, ihn zur professionellen Hilfe zu überreden!
Da blockiert einerseits das "sowas brauche doch ich nicht" und gleichzeitig die Resignation "mir kann eh keiner helfen".
Wenn Du ihn fragst "wie geht's Dir?" ... lässt Du ihn dabei spüren, dass es echtes Interesse ist? Oder kommen die Worte nur als höfliche Floskel rüber?
Wenn er Dein echtes Interesse spüren kann, gelingt es Dir eher, ihn "auszufragen" und so etwas herauszubekommen. Vielleicht kannst Du ihm dann sogar aufgrund eigener ähnlicher Erfahrungen oder rein aus gesundem Menschenverstand etwas anraten, worüber er nachdenken kann, was ihm helfen könnte.
Auf sein "mir kann eh keiner helfen"... frage direkt mal, ob er etwa totkrank ist! Das dürfte eigentlich nicht der Fall sein, denn manchmal geht es ihm doch auch gut.
Zeige ihm, dass Du als echten Freund für ihn da bist und ihm deshalb auch gern helfen möchtest! Schon das müsste ihn etwas aufbauen.
Einfach zu sagen "Du musst zum Therapeuten / Psychater! " das bringt nichts. Überzeugen musst Du ihn, weil Du "nicht genügend dazu imstande bist, ihm zu helfen". Biete einfach Deinen ernstgemeinten Beistand an und schubse ihn sachte auf den richtigen Weg!
Schüchternheit bedeutet ja, sich Anderen gegenüber schwer öffnen zu können... und die erste Person, der man sich etwas öffnet, das ist ein Freund, dem man vertraut.
Wie stark Du Dich hierfür einschätzt, das musst Du selbst wissen. Wünschen tue ich jedenfalls Euch Beiden genügend Stärke!
Und glaube mir... eine echte Freundschaft (selbst zwischengeschlechtlich ) kann viel bewirken und jemandem aus einem Loch heraushelfen!
Ich selbst glaubte auch immer, NIE mal einen Psychater oder sowas aufsuchen zu müssen... inzwischen war ich in einer 6-wöchigen Reha in einer Klinik mit Fachgebiet Psychosomatik. Da habe ich vieles erfahren und kennengelernt, was auf die Psyche schlägt und somit auch körperliche Auswirkungen zeigen kann.
Alles Gute für Deinen Freund!
Gruss K-Baer